Historie

Von der ersten Erwähnung bis heute

Dorfgeschichte im Zeichen des Klosters

Möllenbeck (ca. 1.350 Einw.) gehört mit seiner Lage am  Rande der fruchtbaren Weseraue zu den ältesten Siedlungsplätzen im Wesertal. Die archäologisch belegten Spuren früher Hausbauten und Begräbnisplätze weisen zurück bis in die Bronzezeit vor mehr als 3.000 Jahren. Die guten Voraussetzungen für die Landwirtschaft und die günstige Verkehrslage waren vermutlich ausschlaggebend für die Anlage eines bedeutenden Klosters, das 896 als „Mulinpeche“ Erwähnung findet. Der Name bezieht sich auf den Möllenbecker Bach, dessen Wasser bereits zu dieser Zeit für den Antrieb mindestens einer Mühle genutzt wurde.

Die große wirtschaftliche Bedeutung des Klosters und die Nähe zur Weser, die im Hochmittelalter vermutlich noch in einem Seitenarm unmittelbar nördlich des Klosters vorbeifloss, führte zu einer raschen Siedlungsentwicklung in Möllenbeck, so dass für den Ort im 13. und 14. Jahrhundert Ratsverfassung, Marktplatz, Marktkirche und Landwehren erwähnt werden. Diese frühe, stadtähnliche Siedlung ging mit der anschließenden Krise des Klosters und dem Aufblühen des nahen Rintelns, das durch die Schaumburger Grafen eine besondere Förderung erfuhr, wieder ein. Mitte des 17. Jahrhunderts bestanden in Möllenbeck außer dem Kloster nur noch sieben Hofstellen, sämtlich im Besitz des Stifts.

Mit dem Aussterben der Schaumburger Grafen (1640) fiel die Südosthälfte ihres Besitzes mit Rinteln und Möllenbeck an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, deren energische Regentin, Hedwig Sophie, die Grenze mit Lippe neu regulieren und die Wirtschaft der Möllenbecker Stiftsdomäne straffen ließ. In diesem Zuge wurden ab 1667 auf Domänenland mehrere Neusiedlerstellen ausgewiesen und die Siedlung Hessendorf gegründet, die bis 1969 ein eigenständiges Dasein führte.

Das Dorf Möllenbeck erlebte seinen Wiederaufstieg im 18. Jahrhundert, als hier ebenfalls Parzellen des Domänenlandes für die Gründung von neuen Bauernstellen abgetrennt wurden.

Kloster Möllenbeck

Das Kloster Möllenbeck ist das bedeutendste Baudenkmal im Rintelner Wesertal.

Es wurde gegen Ende des 9. Jahrhunderts als freiadliges Damenstift gegründet und 896 durch Kaiser Arnulf bestätigt. Als Stifterin nennt die Sage eine Edelfrau namens Hildburg. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts entstand ein aufwändiger Neubau, von dem bis heute die Krypta und die ottonischen Rundtürme erhalten geblieben sind. Das Kloster mit seinen umfangreichen Besitzungen stand in seiner Frühzeit unter dem Schutz der Mindener Bischöfe und wurde erst 1377 Teil der Grafschaft
Schaumburg. Mitte des 14. Jahrhunderts begann der wirtschaftliche und geistliche Niedergang des Frauenkonvents, bis das Stift 1441 durch Augustiner-Chorherren der Reformbewegung der Windesheimer Kongregation übernommen wurde.

Die Wiederherstellung des Möllenbecker Klosterlebens wurde 1492 durch ein Großfeuer unterbrochen,
dem ein Großteil der Gebäude zum Opfer fiel. Der Bibliothekar des mit kostbaren Handschriften ausgestatteten Stifts kam in den Flammen ums Leben. Das heutige Erscheinungsbild der Klosteranlage ist von dem zwischen 1479 und 1505 im spätgotischen Stil errichteten Gebäudeviereck geprägt, das mit seinem beeindruckenden Kreuzgang den früher als Friedhof genutzten Innenhof umschließt. Es handelt sich um eine der besterhaltenen gotischen Klosteranlagen nördlich der Alpen.

Mit der 1560 in Schaumburg vollzogenen Reformation begann die Umwandlung des Klosters in ein evangelisches Männerstift mit bedeutender Lateinschule. Aus dieser Zeit sind in den Klausurgebäuden hochwertige Deckenmalereien der Weserrenaissance erhalten geblieben. Nach dem Dreißigjährigen Krieg löste die neue hessische Landesherrschaft das Stift auf und wandelte es in eine lediglich wirtschaftlichen Zwecken dienende Domäne um. Der Niedergang der Anlage fand seinen Tiefpunkt in der Napoleonischen Zeit. Nachdem das Inventar versteigert worden war, wurde der Kirchenraum als Pferdestall genutzt.

Ein Wendepunkt trat 1836 ein, als die ev.-reformierte Pfarre Möllenbeck das mit 70 Metern Länge größte Kirchengebäude des Schaumburger Landes renovierte und im neugotischen Stil ausstattete. Die geräumigen Klausurgebäude sind in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt renoviert worden und dienen
heute als eine beliebte Freizeitstätte für kirchliche und nichtkirchliche Jugendgruppen. Bemerkenswert
ist das stattliche Domänenpächterhaus, ein klassizistischer, symmetrischer Bau von 1818, dessen Erscheinungsbild um 1900 im historistischen Stil erneuert wurde.

Paternbrunnen

Der Paternbrunnen ist eine natürliche Hangquelle, die bereits im Mittelalter durch die Möllenbecker Mönche (Patern) eingefasst und genutzt wurde. Dabei wurde das Wasser unterirdisch in hölzernen Rohren über eine Strecke von mehr als einem Kilometer bis zum Kloster geleitet. Erst 1911 wurden Eisenrohre eingesetzt. Die Einfassung des alten Paternbrunnens trägt eine rätselhafte Inschrift, die schon zu vielfältigen, aber nie ganz befriedigenden Deutungen Anlass gab. Am überzeugendsten ist noch die, welche eine Jahreszahl 1701 annimmt.

Hügelgräber

Der Weg von der Kreisstraße in die westlichen Hänge des Möllenbecker Waldes schneidet nach ca. 500 m auf der rechten Seite ein frühzeitliches Hügelgrab. Es ist etwa 80 cm hoch und hält einen Durchmesser von 13 – 14 Metern. Weitgehend identisch ist eine zweite, etwa 100 Meter waldeinwärts befindliche Anlage. Beide stammen aus der Bronzezeit im Übergang zur vorrömischen Eisenzeit vor ca. 3.000 Jahren. Bei Grabungen durch den Rintelner Kreisarchäologen Paul Erdniß in den 1920er Jahren wurden Keramikreste gefunden. Die Plünderung und Zerstörung von Bodenaltertümern steht unter Strafe.

Freibad Möllenbeck

In den ersten beiden Dritteln des 20. Jahrhunderts war Möllenbeck ein beliebter Urlaubsort für Sommergäste, für die das aus dem Möllenbecker Bach versorgte Freibad eine wichtige Attraktion war. Höhere Ansprüche an Hygiene und Wassertemperatur führten 1968 zur Schließung der Badeanstalt, die damit das gleiche Schicksal wie die Freibäder von Steinbergen, Deckbergen und Bögerhof ereilte.

Kieswerk Reese

An der Stelle des idyllischen Sees erhob sich noch vor wenigen Jahrzehnten der Kahlenberg. Mit Spazierwegen und Ruhebänken ausgestattet, boten sich von hier aus viele reizvolle Aussichten auf das Klosterdorf, das im Sommer zahlreiche Feriengäste beherbergte. Im Zuge der großen Baukonjunktur nach dem Zweiten Weltkrieg, begann die Firma Wilhelm Reese mit der Kies- und Sandgewinnung auf diesem Gelände. Bei Mächtigkeiten bis zu 70 Metern, handelt es sich um eines der ergiebigsten Vorkommen dieser Art in Norddeutschland. Heute ist das Abbaugebiet auf eine Fläche von rund 100 ha angewachsen, die Erweiterung auf knapp 149 ha ist
genehmigt. Während sich im aktuellen Abbaugebiet vor einer bis zu 50 Meter hohen Sandböschung eine fremdartige Mondlandschaft darbietet, sind die renaturierten Bereiche in Ortsnähe bereits wieder mit Weiden- und Pappelgewächsen bewaldet.

Der Findlingsgarten

An der Stelle des heutigen Findlingsgarten stand bis 1988 die alte Aufbereitungsanlage des Kieswerks Reese. Bei deren Verlagerung nach Süden in das heutige Abbaugebiet wurden hier zahlreiche, besonders mächtige Findlinge der Saale-Eiszeit zusammengeführt. Mehrere Informationstafeln erläutern die einzigartige Geologie im Möllenbeck-Krankenhäger „Kames-Hügelland“.

Niederwald bei Hessendorf

Das Buchenwaldstück „Großer Busch“, südlich von Hessendorf, wurde jahrhundertelang von den Hausbesitzern des Dorfes als siedlungsnaher Brennstofflieferant genutzt. Die Bewirtschaftung erfolgte zuletzt in Niederwaldwirtschaft, d.h. die ausschlagenden Wurzeltriebe wurden bereits armdick über dem Boden abgesägt, so dass ein strauchartiger Bewuchs entstand, der sich in den letzten Jahrzehnten ausbleibender Nutzung zum heutigen Erscheinungsbild entwickelte.

Denkmal

Denkmal der Gefallenen des 1. Weltkriegs in Möllenbeck und HessendorfDas Trauma des verlust- und entbehrungsreichen Ersten Weltkriegs äußerte sich mit der wirtschaftlichen Wiederbelebung der 1920er Jahre in einer Vielzahl ländlicher Denkmäler. Das Hessendorfer Ehrenmal erhielt, in Ermangelung eines Dorfmittelpunktes oder eines eigenen Hessendorfer Friedhofes, seine landschaftlich reizvolle Lage am Hang über dem Dorf.

Siedlung Hessendorf

Hessendorf ist eine Reihensiedlung, die seit ihrer Gründung vor mehr als 300 Jahren im Wesentlichen unverändert geblieben ist. Sie entstand 1667-1673 auf Geheiß der hessischen Landgräfin Hedwig Sophie, die auf diese Weise einen Teil ihres Möllenbecker Domänenlandes „privatisierte“. Die zumeist häufig wenig effizienten landesherrlichen Betriebe konnten durch die Aufteilung in eine Reihe von ertragreichen Bauernwirtschaften zum Landeswohlstand und höherem Steuer- und Abgabenaufkommen beitragen. Die zumeist aus dem Lippischen angeworbenen Hessendorfer Neusiedler erhielten 16 etwa gleichgroße Besitzparzellen am Terrassenrand zur Weseraue. Bis heute ist die Siedlungsgestalt unverändert: Von Norden beginnend besaßen die Höfe Weiden und Wiesen, Baumhöfe und Gärten, Haus- und Hoffl ächen, südlich davon das Ackerland und schließlich einen Anteil am Genossenschaftswald.

Hof Klemme, Hessendorf Nr. 11

Der 1674 gegründete Hof war zugleich Sitz einer hessischen Grenzförsterei, die über sechs Generationen in Familienbesitz blieb. An die Verbindung zu Forst und Jagd erinnert das stattliche Dielentor an der Nordseite des Hofes aus dem Jahr 1790. Die Balkenzier der Torpfosten zeigt statt Stern- oder Sonnensymbolik zwei stattliche Hirsche.

Hof Klemme, Hessendorf 1

Das 1670 von Christoffer Nagel und Marie Brockmeier errichtete Hofgebäude gehört zu den ersten, die in Hessendorf gebaut wurden. Es ist eines der ältesten Bauernhäuser im Rintelner Stadtgebiet.

Hessendorfer Kirchweg

Der Weg vom Hof Hessendorf 1 nach Westen in Richtung Möllenbeck ist das letzte Teilstück eines geraden Verbindungsweges, der bis vor wenigen Jahrzehnten sämtliche Hessendorfer Höfe miteinander verband.

Die „Glashütte“

An der Hessendorfer Straße gegenüber dem Friedhof steht, beginnend mit Haus Lemgoer Straße 35,
eine Reihe von fünf gleichartigen Backsteinhäusern aus der Zeit um 1900. Die Häuser werden bis heute „Glashütte“ genannt, weil sie baulich einer gleichalten Siedlung an der Rintelner Glashütte entsprechen. Es handelt sich um vergleichsweise komfortable Arbeiterwohnhäuser, überwiegend für Ziegler. Wie Exten, war Möllenbeck um 1900 von einer zunehmenden sozialen Vermischung der Landbevölkerung mit Industriearbeitern geprägt.

Pfarrhaus

Das heutige Pfarrhaus wurde durch den Klostervogt Heinrich Kahle im Jahr 1778 errichtet. Seine mächtige Giebelfront mit zwei ungewöhnlichen, doppelten Ständerreihen, wie auch die seitliche Einfahrt in den rückwärtigen Wirtschaftteil, heben sich deutlich vom üblichen niedersächsischen Bauernhaus ab und deuten den höheren Stand des Erbauers an. Wohnen und Wirtschaften bleiben voneinander getrennt. Die nach Westen orientierte Wetterseite des Hauses wurde im 19. Jahrhundert mit teuren Schieferplatten bedeckt. Zwischen 1813 und 1841 diente das Gebäude als Gasthaus, seit 1841 ist es Pfarramt der ev.-reformierten
Kirchengemeinde.

Platz der früheren Gaststätte Siekmann

Hier stand bis zum Jahr 2000 der stattliche Fachwerkbau der traditionsreichen Möllenbecker Gastwirtschaft Siekmann. Diese heute leer wirkende Fläche markiert zugleich den Siedlungskern des mittelalterlichen Möllenbeck. Im 14. Jahrhundert soll sich an dieser Stelle der Marktplatz mit der teilweise fertiggestellten Marktkirche befunden haben.